Rod Stewart with Jools Holland „Swing Fever“

Beschreibung

Von Rod Stewart lernen, heißt leben lernen. Okay, man muss nicht alles gut finden, was der alte Lebemann so von sich gibt, doch wer das Whiskey-Glas des Lebens bis zum letzten Tropfen auskosten will, kann sich bei Roddy einiges abschauen. Wir erinnern uns: Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger Jahre hat der lebensfrohe Brite nicht nur den Begriff „Reibeisenstimme“ geprägt, sondern auch ein paar exzellente Alben zwischen Rock, Folk und Blues herausgebracht. Mit übergroßen Ambitionen hat er sich trotzdem nie aufgehalten. Lieber surfte er später ein wenig auf der Disco-Welle, fuhr in den Achtziger Jahren mit einer Handvoll Mainstream-Pop-Hits reichlich Kohle ein, coverte Motown-Songs und das Great American Songbook, verunstaltete mit fröhlicher Unbedarftheit Tom-Waits-Songs und schrieb selbst nur sporadisch eigene Stücke. It’s only Rock’n’Roll, but I like meinen Fußball, meine Modelleisenbahn und mein Jet-Set-Leben mindestens genauso doll. Und wenn er jetzt mit Jools Holland und dessen großartiger Rhythm & Blues Band ein extrem kurzweiliges Album mit Swing-Klassikern aufgenommen hat, dann ist das tatsächlich die sprichwörtliche Kirsche auf der Sahne seines durchwachsenen musikalischen Schaffens. Denn hier tut Rod Stewart genau das, was er am besten kann: Spaß haben. Klar, Standards wie „Sentimental Journey“, „Pennies from Heaven“, „Good Rockin‘ Tonight“ oder „Ain’t Misbehaving“ sind schon hundertfach interpretiert worden, doch der ungestüm swingende Rock’n’Roll-Drive, den Mr. Holland und seine Jungs hier entfachen, spornt auch den so routinierten Altrocker noch einmal zu Höchstleistungen an. Es gibt keine einzige Ballade auf „Swing Fever“ und beim Hören zappelt man tatsächlich vom ersten bis zum letzten Stück. Und freut sich, wie viel Herzblut, Soul und Sex der sympathische Igelkopf auch mit 79 Lenzen noch in der Stimme hat. Natürlich können wir nicht alle ins 80. Lebensjahr tanzen, doch es tut gut zu wissen, dass es zumindest theoretisch möglich ist.